Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), ist 100 Tage im Amt. Die Kritik an ihrer Amtsführung wird immer lauter. Das betrifft vor allen Dingen ihre Haltung zum Alkoholproblem. Sowohl auf europäischer Ebene als auch bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO), den Verbänden der Suchthilfe und den Kranken- und Rentenversicherern ist das Wissen eindeutig: Wenn man die durch Alkoholkonsum verursachten Probleme in Deutschland reduzieren möchte, so muss man am Gesamtkonsum ansetzen. Jeder Deutsche trank im Jahre 2007 im Durchschnitt mehr als 111 Liter Bier, 20 Liter Wein, 3,7 Liter Sekt und 5,6 Liter Spirituosen.
Obwohl deutlich wird und auch nicht verwunderlich ist, dass dieses Problem vor allen Dingen von der Alkoholindustrie herunter gespielt wird, sprach die Drogenbeauftragte nach ihrem Amtsantritt zunächst einmal mit dem Verband der Spirituosenindustrie und dann dem Deutschen Brauer-Bund, während die Verbände der Suchthilfe auf Gespräche warten. Da wird der Bock zum Gärtner gemacht. Brauer, Brenner und Winzer machen 50 % ihres Umsatzes mit 10 % der Kunden, mit den problematischen Konsumenten. Mit denen, die täglich mehr konsumieren, als es ihnen gut tut. Und mit denen, die abhängig, also behandlungsbedürftig krank sind. „Es stände Frau Dyckmans gut an, zu Beginn ihrer Amtszeit mit den Verbänden der Betroffenen zu sprechen, bevor sie sich gemeinsam mit den Produzenten auf Maßnahmen festlegt, die die Probleme nicht lösen“, so Helmut Krethe, der Bundesvorsitzende der Guttempler in Deutschland.
Während Frau Dyckmans beispielsweise Testkäufe von Alkohol durch Jugendliche ablehnt, berichtet der Niedersächsische Innenminister von Erfolgen. Während Frau Dyckmans noch fordert, dass in den Geschäften auf freiwilliger Basis verstärkt Ausweise kontrolliert werden sollen, negiert sie, dass das eine Selbstverständlichkeit sein muss. Denn jeder Alkohol, der von Kindern und Jugendlichen getrunken wird, geht durch die Hände von Erwachsenen.
Kürzlich auf einer Konferenz in Berlin: Im Grußwort erläutert die Drogenbeauftragte, dass sie keinen Grund sehe, die Alkoholwerbung einzuschränken. Leider verließ sie die Veranstaltung, bevor ihr Fachleute erläutern konnten, wie stark der Zusammenhang zwischen Alkoholwerbung und dem Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen ist.
Frau Dyckmans sagt bei jeder Gelegenheit, dass sie sich einarbeiten müsse und wolle. Und dann äußert sie Positionen, die nicht haltbar sind, gegen das bessere Wissen von Fachleuten. Wenn sie jetzt darauf hinweist, dass sie sich ein Beratungsgremium schaffen will, dann wird sie Unterstützer ihrer Linie nur bei der Alkoholindustrie finden. „Aber es geht doch um die Sache“, so der Sprecher der Guttempler für Alkoholpolitik, Rolf Hüllinghorst, „und da benötigt die Drogenbeauftragte alle mögliche Hilfe und Unterstützung. Nur so können die Hilfe verbessert, die Prävention ausgeweitet und die Kinder geschützt werden“.
Quelle: alkoholpolitik.ch