1/8 Einer der einflussreichsten Reggae-Musiker Afrikas: Tiken Jah Fakoly.
Foto: René Kälin
Grün, Gelb, Rot. Am Reeds Festival dominieren die panafrikanischen Farben, die für Fruchtbarkeit, Liebe und Unabhängigkeit stehen und zum Sinnbild der Reggae-Kultur geworden sind. Es sind aber nicht nur die Farben, die das Festival von anderen Openairs unterscheiden. Da wäre auch das Strandgefühl, das sich bei den Besuchern durch die einmalige Lage direkt am Pfäffikersee einstellt. Hinzu kommen die echten Palmen sowie das afrikanische Essen, das noch mehr Exotik aufkommen lässt. Aber auch das Programm des Festivals setzt auf die Musik der Karibik, auf den Reggae. Mit Shaggy, Glen Washington und Ce–Cile stammen gleich drei der elf auftretenden Künstler aus Jamaica, der Hochburg dieser Musikrichtung.
Aber auch die Festivalbesucher selbst bringen ein Stück Reggae-Kultur nach Pfäffikon. Viele von ihnen haben sich die Farben des Reggae zum Markenzeichen gemacht, tragen grüne Kopfbedeckung, gelbe T-Shirts oder Hosen in Rottönen. Anderen wiederum sieht man die Liebe zum Reggae nicht auf den ersten Blick an.
Wenig Alkohol: Gewalt kein Thema
Was aber alle Festivalbesucher gemein haben, ist ein friedliches Wesen. In Gruppen haben sie es sich auf der Wiese gemütlich gemacht und lassen sich von der Nachmittagssonne verwöhnen. Einigen ist es bereits zu heiss: Sie machen sich die Lage am See zunutze und wagen den Sprung ins kühle Nass. Während der Konzerte lassen sie sich von der Musik tragen, sie tanzen und singen, wie ihnen die Beine respektive die Stimmbänder gewachsen sind. Wie friedlich es am Reeds Festival zu- und hergeht, fällt auch den Sicherheitskräften vor Ort auf. «Aggressionen und Gewalt sind in Pfäffikon kein Thema», sagt Marc Evers, Geschäftsführer des TTI- Sicherheitsdiensts. An Rock- oder Hiphop-Festivals gebe es deutlich mehr Probleme. Das liegt gemäss Evers daran, dass die Besucher an Festivals dieser Musiksparten mehr Alkohol konsumieren. Den Heiligenschein in Sachen Abstinenz könne man den Reeds-Fans aber auch nicht auflegen. «Ein Reggae-Festival ohne Cannabiskonsum gibt es nicht», stellt er fest.
Prävention hat Vorrang
Dass der Cannabis-Konsum sich in Grenzen hält, dafür sorgen die rund 20 Mitarbeiter des Sicherheitspersonals. Bei der Eingangskontrolle überprüfen sie Rucksäcke, Hosentaschen und Zigarettenpackungen ein beliebtes Versteck für Cannabis. Kleinere Mengen, die für den Eigenkonsum gedacht sind, werden konfisziert. Wer sich weigert, Drogen abzugeben, erhält auch keinen Eintritt. Bei grösseren Mengen, die über den Eigenkonsum hinausgehen, wird die Polizei hinzugezogen. Auf dem Festivalgelände selbst stehen die Prävention und der Jugendschutz im Vordergrund. «Stösst eine Patrouille des Sicherheitsdienstes auf einen fehlbaren Besucher, wird dieser gebeten, seinen Joint nicht offensichtlich zu rauchen», so Evers. Weiterreichende Massnahmen dürfen nur die uniformierten und die zivilen Polizisten ergreifen, die sporadisch das Gelände kontrollieren.
Angst vor den Ordnungshütern ist unter den Festivalbesuchern jedoch nicht spürbar. Wer kiffen will, zieht sich in den Schatten eines Baumes zurück. «Es ist klar, dass ich nicht an der Bar oder am Seeufer meinen Joint rauche», gibt Michi aus Zürich Auskunft. Die Präsenz der Sicherheitskräfte und der Polizei nimmt er als unauffällig wahr. So werde ihm auch die Openair-Stimmung nicht verdorben.
Und dieser taten nicht einmal die heftigen Regenschauer im Verlauf des späteren Freitagabends Abbruch. Das gute Festivalwetter sparte Petrus für den Samstag auf. Einen Höhepunkte erreichte die Stimmung am Freitagabend kurz vor elf Uhr, als Headliner Shaggy mit seinem Konzert auch den letzten Festivalbesucher noch einmal zu Tanz und Gesang animierte. Wer dann noch nicht genug hatte, dem bot die Afterparty in der Badmintonhalle einen würdigen Abschluss des Reeds-Freitags. Natürlich auch sie ganz nach dem Motto des Festivals: Grün, Gelb, Rot.
von anzeiger.ch