Aufklärung | Kommissar Willi Rogler spricht in Erkersreuth über Drogenprävention und warnt eindringlich vor „Einstiegsdrogen“. Nach seinen Worten gibt es 15 Millionen Suchtfälle in Deutschland.

Niemand hat ein Recht auf einen Rausch
Niemand hat ein Recht auf einen Rausch
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Selb-Erkersreuth„Niemand hat ein Recht auf Rausch. Auch bei den Einstiegsdrogen Alkohol und Nikotin ist größte Vorsicht und Zurückhaltung geboten.“ Auf diesen Nenner bringt Kriminalhauptkommissar Willi Rogler (Bild) von der Kriminalpolizeiinspektion Hof seine Warnung vor dem gedankenlosen Konsum von Drogen unter Jugendlichen.

Die evangelische Kirchengemeinde Erkersreuth hatte den Kriminalbeamten zu zwei Veranstaltungen zum Thema Drogenprävention eingeladen: einer offenen Runde mit Jugendlichen und einer Diskussionsveranstaltung mit Erwachsenen und Eltern.

Die Stimmung im Grenzraum sei gespannt, auch wegen der Neuregelungen im Bereich des Drogenbesitzes in Tschechien. Kriminalhauptkommissar Rogler weist darauf hin, dass der Besitz von Drogen grundsätzlich auch in Tschechien widerrechtlich bleibt.

Der Hauptkommissar ist für die Drogenprävention im grenznahen Raum in Hochfranken zuständig.

Zu seinen Einsatzgebieten zählen die Stadt Hof sowie die Landkreise Hof und Wunsiedel. Er hält Vorträge in Schulen, aber auch Kirchengemeinden wie Erkersreuth. Hier stellt sich das Problem besonders, liegen doch Asch und Eger nicht nur für Zigarettenkäufer und Autofahrer zum Billigtanken nur wenige Fahrminuten entfernt, sondern auch für potenzielle Drogenkonsumenten. Rogler weist darauf hin: „Der unbefugte Besitz von geringer Menge jeglicher Droge für den Eigenverbrauch kann auch künftig im Ordnungswidrigkeitsverfahren mit einer Geldbuße bis zu 15 000 tschechischen Kronen geahndet werden.“ Das sind rund 570 Euro im Höchstmaß.

Doch nicht nur diese „harten Drogen“ seien gefährlich, sondern auch die „Einstiegsdrogen“ Alkohol und Nikotin, die besonders unter Jugendlichen weit verbreitet seien. Derzeit ist außerdem besonders die Wasserpfeife angesagt. Rogler kritisiert die Unterscheidung in „weiche und harte Drogen“: „Täglich sterben 380 Menschen an den Folgen des Rauchens. Elf bis zwölf Millionen Menschen in Deutschland sind nikotinsüchtig, drei Millionen alkoholkrank, davon 500 000 im Kindesalter, und eineinhalb Millionen Menschen tablettensüchtig. Das sind alles legale Drogen“, machte Rogler deutlich.

Die schädliche Wirkung ist nach den Worten Roglers schnell erreicht: Bei einem erwachsenen Mann reichen ein Liter und bei einer Frau eine Flasche Bier täglich, um die Nervenzellen und innere Organe dauerhaft zu schädigen. Die Jugendlichen verhalten sich nach den Worten Roglers insgesamt besser als ihr Ruf: nur eine Minderheit stehe am Wochenende unter Alkoholeinfluss. Wobei diese eben am ehesten auffällig würden, so der Hauptkommissar.

Eine scharfe Warnung sprach Rogler aus im Blick auf die derzeit angesagten Wasserpfeifen. „Um hier auf den Geschmack zu kommen, muss der Raucher mehr ziehen und intensiver inhalieren als bei Zigaretten. Das wird kaschiert durch süße Geschmacksstoffe wie Cola oder Apfel.“ Deutlich warnte der Beamte auch vor der Meinung, dass bei sogenannten „weichen“ Drogen wie Haschisch oder Marihuana keine Suchtgefahr bestehe. „Keine Suchtgefahr bei Drogen? Das gibt es nicht. Man kann auch nicht ein bisschen schwanger sein.“

Bei Haschisch gelte es zu bedenken, dass heute anders als etwa vor 30 oder 40 Jahren „Stoff“ mit immer höheren Wirkstoffen geraucht werde: Früher lag der Wirkstoff bei drei bis vier Prozent, heute bei 35 bis 40 Prozent. Rogler: „Das sind heute hochwertige Züchtungen, die gezielt in die Abhängigkeit führen und zur systematischen Zerstörung von Gehirnzellen. Man kann auch sagen: Kiffen macht blöd!“

Die Suchtspirale kennt laut Rogler mehrere Stufen: Vom Konsum über die Gewöhnung bis zum Missbrauch und schließlich zur Abhängigkeit. Die jüngsten Kiffer seien heute elf bis zwölf Jahre alt. Und auch der Alkoholkonsum beginne im jüngsten Alter. „Die Alkopops sind zwar in den kleinen Flaschen vom Markt verschwunden, doch die Jugendlichen mischen sich mit Wodka und Fruchtsäften nun literweise ihre Alkopops selbst.“

Dabei geht der Pro-Kopf-Verbrauch an Alkohol in Deutschland zurück: „Immer mehr Menschen trinken immer weniger Alkohol, aber die wenigen lassen’s krachen“, so Rogler. Und er nannte Zahlen. Ihren ersten Rausch erlebten Jugendliche noch 2001 im Alter von 15,5 Jahren, 2003 schon mit 13,8 Jahren. 44 Prozent der 15-jährigen Jungs und 34 Prozent der gleichaltrigen Mädchen brachten es schon auf mehrere Vollräusche mit Erinnerungslücken und Filmriss.

Die Suchtprävention ist nun freilich nicht nur eine Aufgabe von Staat, Schulen und anderen Institutionen. Rogler: „Die Familie spielt eine wichtige Rolle. Wer zu Hause Liebe, Zuneigung, Vertrauen, Lob und Trost, Anerkennung und Verständnis findet, der baut ein gesundes Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und Selbstverständnis auf und kommt nicht so leicht auf jene schiefe Bahn, die zum Drogenkonsum führt.“ Aber er machte auch deutlich: „Rauchen und Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen sowie der Drogenkonsum überhaupt, das betrifft alle Milieus und Schichten.“

Pfarrer Dr. Jürgen Henkel machte deutlich, dass die Kirchen mit ihrer Jugendarbeit einen wichtigen Beitrag zur Drogenprävention leisten und Betroffenen und Angehörigen auch mit Beratungseinrichtungen zur Verfügung stehen. Wichtig sei, dass in Familien und Gemeinden darüber gesprochen werde, und Eltern wie Jugendliche informiert seien. Umso bedauerlicher, dass nur wenige Erwachsene und Eltern an diesem Abend die Gelegenheit zur Information aus erster Hand nutzten, während die Jugendlichen durchaus eine große Runde bildeten. jh

Quelle: frankenpost.de

 

Von cannabinus

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