SAN FRANCISCO. Als erste Stadt in den USA bessert Oakland seine Kasse mit einer Steuer für medizinisches Marihuana auf. Die Wähler freut’s.
- Marihuana | Foto: dpa
Steuererhöhungen werden selten begrüßt – schon gar nicht, wenn es sich um eine 15-fache Erhöhung handelt. Doch vergangene Woche herrschte eitle Freude unter den Wählern in Oakland, Kalifornien. Hatten sie doch mit großer Mehrheit einer Steuererhöhung auf medizinisches Marihuana zugestimmt – ein Unikum.
Geschätzte 294 000 Dollar sollen im ersten Jahr zusätzlich fließen, wenn die Steuer von derzeit 1,20 Dollar pro 1000 Dollar Umsatz auf 18 Dollar angehoben wird. Keine gigantische Summe, doch schon denken andere Städte in Kalifornien über eine ähnliche Maßnahme nach. Dazu muss man wissen, dass medizinisches Marihuana im Golden Gate State seit 1996 legal angebaut und verkauft werden darf. Wer an Krebs oder starken Schmerzen, an Angstzuständen oder Ess-und Schlafstörungen leidet und einen Arzt findet, der ein Rezept ausstellt, kann sich „med pot“ ganz legal besorgen. Das einzige Problem hatten oftmals die Züchter und Händler. Sie mussten immer mal wieder eine Polizeirazzia über sich ergehen lassen. Denn nach dem Bundesgesetz ist der Cannabis-Anbau und -Konsum weiterhin strafbar.
Doch seit der Amtsübernahme von Barack Obama ist auch dieses Problem vom Tisch. Der US-Präsident hatte während seines Wahlkampf versprochen, dass die Dealer medizinischen Marihuanas die Polizei nicht länger zu fürchten brauchen – solange sie sich an die Gesetze ihres Bundesstaates halten. Seitdem blüht das Geschäft. Allein in Oakland wetteifern Dutzende Verkaufsstellen um Kunden. Im San Fernando Valley nahe Los Angeles reihen sich auf dem legendären Ventura Boulevard annähernd 100 „Pot-Clubs“ aneinander.
Um die Branche hat sich zudem eine regelrechte Nischenindustrie entwickelt. Zum Beispiel die Oaksterdam University in Oakland, die in ihrem Namen das Kifferparadies Amsterdam ehrt. Die ungewöhnliche Lehranstalt bietet Kurse wie „Cannabusiness 102“ an. Jungunternehmer lernen hier, wie sie erfolgreich einen „Pot-Club“ managen. Weedmaps.com, eine Art Branchenverzeichnis für marihuana-freundliche Ärzte und Verkaufsstellen, macht 20 000 Dollar Umsatz im Monat – die Hälfte mit Werbung, Tendenz steigend. Geschäfte verkaufen Pflanzern High-Tech-Zubehör. Fachmagazine gibt es ebenso wie Anwälte, die sich auf Rat für die blühende Branche spezialisieren. Ein Lieferdienst fährt Marihuana wie Pizza aus. Sogar eine Investmentbank „General Marijuana“ wittert Profit.
Selbst wenn auf medizinisches Marihuana nur ein Zehntel der Umsätze mit Cannabis entfällt, die legalen wie illegalen Umsätze in Kalifornien allein werden auf 14 Milliarden Dollar im Jahr geschätzt. Unter den drei Millionen Kiffern finden sich angeblich 350 000 Bürger, die mit ärztlichem Segen rauchen. Insgesamt fließen dadurch bereits 18 Millionen Dollar in Kaliforniens Steuerkassen.
Natürlich hofft die Branche langfristig auf eine Legalisierung auch jenseits der medizinischen Versorgung. Oaklands Steuererhöhung ist für sie ein Schritt in diese Richtung, die Wirtschaftskrise liefert das perfekte Argument. Advokaten einer landesweiten Legalisierung steht da jedoch ein langer Kampf bevor.