Einbeziehung der Eltern in die Therapie/Berater in Entwicklungspsychologie und -pathologie schulen/Zusammenarbeit in der Suchtberatung verbessern
Die Zahl der jungen Cannabis-Konsumenten steigt. Das Einstiegsalter für Erstkonsumenten ist in den vergangenen zehn Jahren von 17 auf durchschnittlich 15 Jahre gesunken, in den Großstädten auf 14 und bei problembelasteten Kindern auf 13 oder 12 Jahre.
Jeder Zwanzigste der 18- bis 24-Jährigen hat hierzulande eine behandlungsbedürftige Störung wegen seines Cannabiskonsums. In den Drogenambulanzen ist die Zahl der jungen Cannabis- und Mischkonsumenten, die neben Cannabis auch noch Alkohol, Amphetamine oder Kokain einnehmen, um das Zehnfache gestiegen.
Angesichts dieser Entwicklung fordert der Leiter der Drogenambulanz am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Rainer Thomasium, ein Umdenken in der Suchtberatung. Die klassische Suchtberatungsstelle, in der Kinder und Jugendliche auch auf 30-jährige Heroin-Junkies oder 50-jährige Alkoholiker treffen, schrecke die jungen Cannabiskonsumenten ab. Das traditionelle Angebot sollte jedoch nicht abgebaut, sondern durch spezielle Angebote für die jungendlichen Drogenkonsumenten erweitert werden.
Aufgrund der wachsenden Zahl junger Drogenkonsumenten müsste die Familie, von der sich die traditionelle Drogenberatung abgegrenzt hat, stärker in die Therapie einbezogen werden. Zudem müssten sich die Mitarbeiter der Suchtberatung von Kindern und Jugendlichen sehr gut mit Entwicklungspsychologie und -pathologie auskennen und entsprechend ausgebildet werden.
Ziel der Behandlung von jungen Drogenkonsumenten sollte es zunächst sein, eine Einsichtsfähigkeit zu schaffen, da diese nur selten bereits vorhanden ist. Ein Großteil komme nur auf Druck in die Beratungsstelle – meist seitens der Eltern. Ein Teil der Hilfesuchenden spüre allerdings auch selbst einen Leidensdruck, weil sie den schulischen Anforderungen nicht mehr gewachsen sind oder denen an ihrem Arbeits- oder Ausbildungsplatz nicht mehr gerecht werden.
Kritik übt Thomasius an der Zusammenarbeit von Suchtberatern verschiedener Anbieter und unterschiedlicher Ausrichtung. Dadurch gebe es bedauerlicherweise immer wieder Brüche in der Hilfeleistung.