Rückschau auf das katastrophale Freuerbrandjahr 2007
Abendexkursion Verein Obstbau in Mörschwil
Christian Jud
Positive Aspekte in der Bekämpfung des Feuerbrandes wurden auch an der vom Verein Obstbau Schweiz organisierten Abendexkursion sicht- und spürbar, zum einen kamen gegen hundert interessierte Frauen und Männer am vergangenen Dienstag zum Weiler Beggetwil und hielten bis Mitternacht durch, zum andern ist erstaunenswert, dass der Durchhaltewillen der Hochstamm Obstbauern hierzulande ungebrochen ist.
Dass man auch an dieser Abendexkursion unter den Teilnehmenden einmal mehr neue Gesichter ausmachen konnte wertete der Präsident des Hochstammobstbau Schweiz, Guido Schildknecht, im Gespräch mit «Info Wil Plus» als ein gutes Zeichen im Kampf um den Fortbestand des unverwechselbar die Landschaft des Schweizerischen Mittellandes und im besonderen jener der Ostschweiz prägenden Kulturgutes Streuobstwiesen.
Dem fügte er in seiner gewohnten engagierten Art auch sogleich an:«Der Kampf gilt nicht nur dem Feuerbrand als solcher, es geht dabei ebenso um die Öffnung der Abwehrstrategien unter Einbezug der laufenden Erkenntnisse der Obstbauern und um eine bessere Transparenz der Wissenschaft und der Forschung mit uns Landwirten».
Trügerisches Obstparadies
Beim abendlichen Rundgang durch die Streuobstwiesen auf der Liegenschaft, die seit Generationen von den Familien Schildknecht bewirtschaftet wird, bemerkte der Präsident, dass der Anblick der mit Obst schwer behangenen Bäume nicht darüber hinweg täuschen dürfe,«dass nebst viel Freude auch dieses scheinbare Obstparadies auch Sorgen und Ängste und viel Arbeit durch die Jahre und Jahrzehnte begleitet».
Das erstaunlich friedfertige Feuerbrandjahr 2009 habe dagegen wieder die Wucht und vernichtende Gewalt des Hagelschlages aufgezeigt,«und Wiesen und Äcker und Obstkulturen ganzer Landstriche machten die Anstrengungen und die Erntehoffnungen eines ganzen Vegetationsjahres zunichten», so Guido Schildknecht. Entlang der durchwegs gepflegten hochstämmigen Äpfel und Birnen tragenden Obstbäume zeigte er jene auf, die im intensiven Feuerbrandjahr 2007 zum Teil ebenfalls befallen waren und dank konsequentem Ausschnitt der befallenen Äste wieder kerngesund dastehen, und er hielt mit seiner Ansicht zum obrigkeitlichen Rodungsbefehl nicht zurück:«Zu Hunderten wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten Hochstammbäume, wie diese hier, rücksichtslos gefällt, der überwiegende Teil von ihnen würde heute noch da stehen, so gesund wie diese hier».
Hanf eines der Mittel
Nebst dem Antibiotikum Streptomicyn zur Bekämpfung des Feuerbrandes wird weltweit nach umweltverträglichen und biologischen Produkten gesucht und geforscht, wobei auch Obstbauern eigene Initiativen ergreifen. In den Vordergrund gerückt ist in den letzten Jahren der Einsatz von Hanfextrakten, und auch die Familie Schildknecht verfolgt diese Strategie. Der Rundgang über deren Streuobstwiesen war an verschiedenen Posten mit Daten, Zahlen, Wetter- und Temperaturverlauf wie auch der Aufzeichnung des Vegetationsstandes dokumentiert.
Guido Schildknecht hielt in seinen Ausführungen fest:«Der Zeitpunkt der Gefährdung durch den Feuerbrand lässt sich inzwischen sehr gut berechnen und einkreisen, bis hierher sind wir dem Feuerbrand auf den Fersen, der nächste und grösste Schritt ist das Herausfinden des unbedenklichen und gleichwohl wirksamen Bekämpfungsmittels». Für abschliessende und erhärtete Versuchsresultate wäre der Zeitraum von einem Jahr zum andern zu kurz, zumal kaum in Erscheinung getretene Infektionsjahre wie das laufende nicht schlüssig beigezogen werden können. Schildknechts bauen den Hanf selber an und stellen auch das Extrakt selber her.
Eigenverantwortung im Obstbau
In der anschliessenden lebhaften Diskussion in der zur Aula umfunktionierten Futtertenne Schildknechts ging es mit aufgeworfenen Fragen und versuchten Antworten bis um Mitternacht hoch zu und her. Das Thema um den vorgesehenen Rückbehalt auf das Mostobst gab zu reden, zumal die Ertragsschätzungen eine mittlere Ernte nicht übersteigen würden. Als Mitglied der Fachkommission Obst im Thurgauer Obstverband begründete der Landwirt Ivan Hungerbühler aus dem Weiler Erdhausen in Neukirch- Egnach den gefassten Beschluss mit der Notwendigkeit, dass sich alle Beteiligten nach dem Rückzug des Bundes zur Schaffung einer tragfähigen Struktur finden müssen.
Ernst Möhl, von der gleichnamigen Mosterei in Arbon, präzisierte in seinen Ausführungen, dass der Rückbehalt aufgesplittet werde um die Lastenverteilung zu verfeinern. Mit dem Rückbehalt werde es möglich, die Produzenten und Verarbeiter wirksam zusammen zu führen. Möhl sähe es gerne, wenn auch die Produzenten und Verarbeiter des Tafelobstes mitmachen würden. In verschiedenen Wortmeldungen brachten auch Obstbauern aus anderen Regionen ihre Erfahrungen und Zukunftshoffnungen um den Streuobstbau und um die Bekämpfung des Feuerbrandes vor.