Wird im Emmental bald wieder Flachs und Hanf in grossem Stil angebaut? Die «IG HanFlachs» will nun abklären, ob dies möglich ist.
Die «Brächete» in Zäziwil ist eines der Überbleibsel aus jener Zeit, als im Emmental Hanf und Flachs angebaut und verarbeitet wurden. Denn als die billigere Baumwolle aufkam, verlor der Flachs im 20. Jahrhundert an Bedeutung. Wenn es nach der «Interessengemeinschaft HanFlachs» geht, soll sich dies wieder ändern.
Im Rahmen der neuen Regionalpolitik (NRP) hat der Kanton Bern ein Projekt zur Förderung von alternativen Textilien und Rohstoffen aus Hanf und Flachs bewilligt. Die NRP unterstützt die Idee mit 100’000 Franken.
Was kommt nach Erdöl?
Initiator der Interessengruppe ist Hans Haslebacher, der ehemalige Gemeindepräsident von Sumiswald. Entstanden sei die Idee vor bald zwei Jahren, als er mit Martin Klöti von der Fachhochschule Nordwestschweiz in Kontakt kam, erzählt Haslebacher. Klöti ist Dozent für Systems Engineering und Projektmanagement und beschäftigt sich mit alternativen Energien. «Wir haben etwa die Frage diskutiert, wie es aussieht, wenn es kein Erdöl mehr gibt», so Haslebacher. Da die Produktion von Baumwolle sehr erdölintensiv ist, habe man nach Alternativen gesucht – und sei bei der jahrhundertelangen Tradition des Flachsanbaus gelandet.
«Der Markt ist bereit für Produkte aus Flachs oder Hanf», ist Haslebacher überzeugt. Ziel sei die Verarbeitung von Leinen zu einem sehr feinen Stoff. «Im Textilbereich gibt es viele Nischenanbieter.» Zudem gäbe es auch Möglichkeiten in der Autoindustrie.
Allerdings sei man auch zum Schluss gekommen, dass es viel Geld und Zeit brauche, um das Ganze genauer anzuschauen. Nachdem das Gesuch der Region Emmental bei der NRP positiv beantwortet wurde, ist zumindest Ersteres vorhanden.
Symposium im Frühling
«Wir möchten im nächsten Frühling ein Symposium durchführen, um zu schauen, wie die Umsetzung aussehen könnte», so Haslebacher. Dazu wollen die Initiatoren Experten aus den Bereichen Forschung, Anbau, Verarbeitung, Textilien und Vermarktung einladen. Das Forum soll am 16.und 17. April 2010 im Inforama Bärau stattfinden.
«Sehr langer Zeithorizont»
Bis dahin versucht die Kerngruppe, möglichst viele Kontakte zu knüpfen. Nach einem Artikel in der «Wochenzeitung» haben sich laut Haslebacher schon einige interessierte Landwirte gemeldet. Zudem bestünden Kontakte zu Fachhochschulen, zur ETH Zürich und zur Universität St.Gallen. Haslebacher warnt jedoch davor, allzu rasch Resultate zu erwarten. «Es ist ein Projekt mit einem sehr langen Zeithorizont.» Was sich daraus ergibt, würde sich am Symposium zeigen.
Quelle: bernerzeitung.ch