Hanfsubstanzen könnten vielleicht bei der Behandlung chronischer Darmentzündungen helfen. Entsprechende Versuchsergebnisse stellen englische Medizinerinnen auf einer Fachtagung in London vor. Zwei Inhaltsstoffe des Hanfs – einer davon ohne Rauscheffekt – beschleunigen demnach die Erholung der Darmwand nach einem Entzündungsschub.
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Angesichts dieser und früherer Resultate erscheine es umso lohnender, die Wirkung von Hanfsubstanzen bei Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa abzuklären, ist Karen Wright von der Lancaster University überzeugt. “Wenn es uns gelingt, die Integrität der Darmbarriere wiederherzustellen, können wir vielleicht die Entzündungsreaktion eindämmen, die diesen chronischen Erkrankungen zugrunde liegt.”
In Europa leiden schätzungsweise 350 von 100.000 Menschen an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Bei beiden Erkrankungen kommt es aus Gründen, die noch nicht vollständig verstanden sind, zu einer Entzündung des Verdauungstrakts. Bestenfalls bewirkt dies nur leichte Beschwerden wie Blähungen oder gelegentliche Durchfälle. In schweren Fällen kann es dagegen nötig werden, den betroffenen Darmabschnitt operativ zu entfernen.
Wright und ihr Team führten ihre Experimente mit einer Zelllinie durch, die auf die innerste Auskleidung des menschlichen Dickdarms zurückgeht. Die Forscherinnen ließen diese Epithelzellen zu einer dichten Schicht zusammenwachsen und setzten sie dann entzündungsfördernden Botenstoffen des Immunsystems aus. Als Folge sank der elektrische Widerstand der Zellschicht – das Kulturepithel wurde regelrecht undicht. Wurde nun Cannabidiol oder Tetrahydrocannabinol (THC) zugegeben, stieg der elektrische Widerstand relativ schnell wieder auf seinen Ausgangswert.
Offenbar hätten die Cannabinoide die Epithelzellen angeregt, festere Bindungen untereinander auszubilden und so das Kulturepithel wieder abzudichten, folgert Wright. Zwar habe das THC psychoaktive Eigenschaften und sei dafür verantwortlich, dass Haschisch und Marihuana “high” machten, so die Forscherin. “Ermutigenderweise förderte das Cannabidiol, das keine solchen Eigenschaften hat, aber ebenfalls die Wiederherstellung der Epithelintegretität.”
Forschung: Abdussalam Alhamoruni, Karen Wright, Mike Larvin und Saoirse O’Sullivan, School of Graduate Entry Medicine and Health, University of Nottingham, Derby, und Division of Biomedical and Life Sciences, School of Health and Medicine, Lancaster University
Präsentation auf dem British Pharmacological Society Winter Meeting, London; #C027
Quelle: scienceticker.info