Anmelden

Von Werner Grotte
Wirkstoff gibt es schon auf Rezept.
Wer selbst anbaut, riskiert Vorstrafe.

Wien. Anfangs wurde jene Handvoll Mediziner und Pharmazeuten, die aus Cannabis wirksame Medikamente gegen Multiple Sklerose, Schmerzen, Ess-Störungen, Depressionen und vieles mehr entwickelten, als Spinner abgetan.

Zu groß waren die Widerstände gegen „Haschisch aus der Apotheke“ – vor allem aus politischer Richtung.

Heute, zehn Jahre nach behutsamer Einführung der ersten Cannabis-Arznei namens „Dronabinol“ in Österreich, wird nicht mehr diskutiert, ob, sondern nur noch wie intensiv Hanf medizinisch genutzt werden kann – oder darf. Denn trotz international herzeigbarer Heil-Erfolge – Vorreiter war die israelische Armee, die traumatisierte Soldaten wirksam mit Cannabis behandelt – gibt es in Österreich gerade einmal etwa 40 Ärzte, 25 davon in Wien, die sich mit Cannabinoiden auskennen und sie auch verschreiben. In gut einem Drittel der Fälle zahlt sogar die Krankenkasse.

„Wir haben gute Behandlungserfolge etwa bei Multipler Sklerose, Morbus Crohn oder sogar Schizophrenie“, sagt der Wiener Cannabis-Pionier und Allgemeinmediziner Kurt Blaas. „Dronabinol“ sei nichts anderes als die simple Extraktion des Wirkstoffes THC aus der Cannabis-Pflanze und Verabreichung in Kapselform; Hersteller ist der Deutsche Natur-Pharma-Produzent „Bionorica“.

Die von Blaas mitbegründete Medizinergemeinschaft CAM (Cannabis als Medizin) hat aber viel weiter gehende Ziele: „In Dronabinol wird nur eines von 60 in der Hanfpflanze enthaltenen Cannabinoiden verwendet. Aus Versuchen mit richtigen Pflanzen wissen wir, dass deren Heilkraft noch weit größer ist“, betont der Drogenspezialist.

Diese „Versuche“ würden mitunter nicht ganz freiwillig passieren, denn in vielen Regionen Österreichs sind kaum Ärzte zu finden, die Cannabinoide verschreiben – was Patienten oder Selbsthilfegruppen oft zur „Eigentherapie“ treibt.

Genau das ist in Österreich aber nach wie vor strafbar – und fälschlicherweise sogar im „Suchtmittelgesetz“ definiert, obwohl Cannabis – in hoher Konzentration eingenommen – zwar als Rauschmittel dienen kann, aber keinerlei Entzugserscheinungen nach sich zieht. „Hier ist der Graubereich sehr groß, und je weiter weg von Wien ein Patient lebt, desto leichter ist er mit Cannabis im Kriminal“, weiß Blaas aus Erfahrung.

Staat baut Haschisch an

Doch er sieht Licht am Horizont: Seit kurzem baut die österreichische Arzneimittelagentur Ages in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur selbst Hanf in Glashäusern an. Ziel des Projektes ist es, möglichst schadstofffreien und in der Herstellung standardisierten Grundstoff für Haschisch-Medikamente zu erhalten. Bisher hatten Hersteller in den Niederlanden fast weltweit ein Monopol auf Cannabis, das medizinisch bereits in Deutschland, Italien, Belgien, Holland, Finnland und seit kurzem sogar in Kroatien zum Einsatz kommt.

„So, wie die Forschungen derzeit laufen, entwickelt sich Cannabis immer mehr zum Alltagsmedikament, das nicht nur bei unheilbaren Krankheiten, sondern auch bei Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen zum Einsatz kommt“, prophezeit Blaas. Wichtig sei dazu aber auch eine Entrümpelung des Suchtgiftgesetzes, das „aus Patienten nicht selten Dealer macht, die dann wegen ein paar Pflanzen am Fensterbrett eine Vorstrafe kassieren und den Führerschein abgeben müssen“.

Quelle: wienerzeitung.at

Von cannabinus

Gebt den Hanf Frei!!!