Das Atharveda, die Erh-ya, die Bibel und weitere Bücher sind Beispiele für historische Schriften, die die Verwendung von Hanf in der Medizin dokumentieren. Lucillius, Kaiser Sheng Nung, Galen und Hildegard von Bingen sind einige der Persönlichkeiten, die in ihren Aufzeichnungen die medizinischen Eigenschaften von Hanf beschrieben haben. Darüber hinaus belegen Gräber aus vergangenen Jahrhunderten die Verwendung von Hanf als Heilpflanze. Ein Streifzug durch 8000 Jahre medizinische Geschichte zeigt, dass Hanf eine lange Tradition als therapeutisches Mittel hat.
8000 – 7000 vor unserer Zeitrechnung
Die Verarbeitung von Hanffasern zu Webstoffen hat eine lange Geschichte, die bis zu 10.000 Jahre zurückreicht. In China tauchten Hanftextilien etwa zur gleichen Zeit wie Töpferwaren auf. Die Herstellung von Hanfgarnen und -geweben hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt und wurde in vielen Kulturen weltweit praktiziert. Die Hanffasern werden aus den Stängeln der Hanfpflanze gewonnen und können für eine Vielzahl von Produkten wie Kleidung, Seilen und Papier verwendet werden. Auch heute noch werden Hanftextilien aufgrund ihrer Langlebigkeit und Umweltfreundlichkeit geschätzt.
ca. 5500 vor unserer Zeitrechnung
Archäologische Funde belegen, dass Hanf bereits vor rund 7.500 Jahren in Mitteleuropa angebaut wurde. Der früheste Fund von Cannabissamen in Mitteleuropa stammt aus einer Grabung bei Eisenberg in Thüringen und wird auf 5.500 v. u. Z. datiert. Es wird vermutet, dass die Germanen spätestens seit dem 5. Jahrhundert v. u. Z. Hanf als zeremonielles Rauschmittel verwendeten, ähnlich wie die Skythen. Hanf wurde jedoch nicht nur als Rauschmittel genutzt, sondern auch für die Herstellung von Textilien. Im Grab eines keltischen Fürsten aus dem 5. Jahrhundert v. u. Z. in Hochdorf bei Stuttgart wurden Textilien aus Hanfbast gefunden. Dies unterstreicht die Bedeutung von Hanf als Rohstoff in der prähistorischen Kultur.
Das Grab des keltischen Fürsten aus Hochdorf bei Stuttgart ist ein bemerkenswertes Zeugnis der Verwendung von Hanf in der antiken Kultur. In der Grabkammer wurden nicht nur Textilien aus Hanfbast gefunden, sondern auch zahlreiche Hanfsamen, die dem Fürsten auf seine letzte Reise mitgegeben wurden. Eine Rekonstruktionszeichnung der Grabkammer, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Johanna Banck-Burgess, zeigt den beeindruckenden Umfang der Hanfprodukte, die im Grab des Fürsten entdeckt wurden.
Auch die Wikinger schätzten die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Hanf und statteten die Schiffsgräber ihrer Könige mit Hanftextilien aus. Hanfsamen wurden ebenfalls den Toten mit auf die letzte Reise gegeben. Dies zeigt, dass die Verwendung von Hanf in verschiedenen Kulturen seit Jahrtausenden verbreitet ist und eine wichtige Rolle in der menschlichen Geschichte spielt.
4500 vor unserer Zeitrechnung
Bereits vor etwa 4.500 v. u. Z. wurde am Gelben Fluss in China mit Netzen aus Hanffasern gefischt. Die erste Kultivierung von Hanf fand im Neolithikum in China statt, da es dort die einzige heimische Faserpflanze war. Schon im Jahr 4.200 v. u. Z. wurden gewebte Stoffe aus Hanf in Tongefäßen in China verwendet, wie Abdrücke auf ihren Bodenflächen zeigen. Hanf wurde in China nicht nur für die Herstellung von Faserstoffen verwendet, sondern auch als Nahrungsmittel und für medizinische Zwecke eingesetzt. Obwohl Hanfsamen lange Zeit eine wichtige Rolle in der Ernährung der chinesischen Bevölkerung spielten, wurden sie im Laufe der Jahrhunderte durch Reis und Soja ergänzt und um 600 v. u. Z. schließlich von anderen pflanzlichen Nahrungsmitteln verdrängt.
ca. 4200 – 2700 vor unserer Zeitrechnung
Die Verwendung von Hanf für die Herstellung von Textilien lässt sich spätestens seit der Yang-Shao-Kultur in China im Jahr 4.200 v. u. Z. nachweisen. Bereits um 2.700 v. u. Z. wurde Hanf in China auch als Heilpflanze angebaut und das chinesische Schriftzeichen für Hanf ähnelt dem für Mensch.
Auch in Ägypten spielte Hanf eine wichtige Rolle. In den Pyramidenschriften taucht die Pflanze erstmals um 3.000 v. u. Z. auf und die Ägypter nutzten alle Teile der Pflanze und nannten sie >>smsmt<<. Hanf wurde nicht nur für die Herstellung von Seilen verwendet, sondern auch beim Bau der Pyramiden eingesetzt. In den Steinbrüchen wurden die getrockneten Fasern in Risse im Felsgestein geschlagen und anschließend angefeuchtet. Das Anschwellen der Faser führte dazu, dass das Gestein zerbrach. Dies unterstreicht die Bedeutung von Hanf als vielseitiger Rohstoff in der antiken Kultur.
ca. 2700 v. u. Z.
Durch die Verbindungen des Volkes Israel zu den Ägyptern wurde auch viel Kräuterwissen in den vorderen Orient nach Kanaan gebracht. Hanf spielte hierbei eine bedeutende Rolle und wurde bereits in der Bibel als Bestandteil des Weihrauchs erwähnt. In Exodus 30,23 erhält Mose von Gott die Anweisung zur Bereitung eines Salböls für den Räucheraltar, das auch Hanf beinhalten sollte. Dabei wird der Hanf mit ‚kaneh bosm‘ bezeichnet, wobei das Wort ‚kan‘ Hanf oder Rohr bedeutet und ‚bosm‘ aromatisch heißt. Später wurde daraus ‚Kanabos‘, was sich durch das Volk der Skythen auch in die nördlichen Länder verbreitete.
Auch in Ägypten spielte Hanf eine wichtige Rolle. Stücke aus Hanfstoff wurden im Grab des Pharaos Echnaton gefunden und Pollen auf der Mumie von Ramses dem Zweiten entdeckt. Dies belegt die Verwendung von Hanf in der antiken ägyptischen Kultur und unterstreicht seine vielseitigen Einsatzmöglichkeiten.
ca. 2000 v. u. Z.
Cannabis indica wurde erstmals vor 2.000 Jahren v. u. Z. im „Atharvaveda“ erwähnt und gilt bereits als eine der fünf heiligen Pflanzen Indiens. Der „Atharvaveda“ enthält Zaubersprüche aus den Veden und wird als göttliche Offenbarung betrachtet. Bei den religiösen Ritualen der Indogermanen im Indus-Tal in Indien wurde Haschisch neben anderen Drogen verwendet, um bewusstseinserweiternde und mystische Erfahrungen auszulösen. Im Ayurveda gehört der indische Hanf zu den „vajikarana“, den Liebesmitteln, von denen das berühmteste „Majun“ ist.
2737 v.u.Z.
Der chinesische Kaiser Shen Nung war ein Pionier in der Anwendung von Hanf als Heilmittel. In seiner pharmakologischen Abhandlung erwähnt er Cannabis als Heilmittel für eine Vielzahl von Beschwerden, darunter Gicht, Malaria, Rheuma und Verstopfung. Die Heilmittelgewinnung erfolgt aus Blüten, Blättern und Wurzeln, während die Stängel zur Herstellung von Textilien, Seilen und Papier verwendet werden. Hanfsamen dienen als Nahrungsmittel und Öllieferant. Der Konsum von Hanf wurde auch mit bewusstseinserweiternden Wirkungen assoziiert, wie in dem Zitat „Hanf lasse den Geist für eine Zeit reisen“ von Behr, ’82, S. 22 beschrieben. Hanf war also nicht nur ein vielseitiger Rohstoff, sondern auch eine wichtige Heilpflanze in der chinesischen Medizin.
ca. 1200 vor unserer Zeitrechnung
Hanf war nicht nur in der chinesischen, sondern auch in der indischen Medizin von großer Bedeutung. In der chinesischen Abhandlung Erh-ya wird Hanf beschrieben, während in den indischen Susruta-Texten Cannabis sowohl als Medizin als auch als euphorische Droge erwähnt wird. Cannabis wird erstmals in der medizinischen Literatur Indiens um 800 v. u. Z. erwähnt. In der ‚Satapatha Brahmana‘ wird Cannabis als ‚vijaya’18 (wörtlich: „das Weibliche, das den Sieg schenkt“) bezeichnet und als das beste Aphrodisiakum angesehen. Es wurde bei einer Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt, insbesondere zur Linderung von psychosomatischen Beschwerden wie Schlaflosigkeit und Migräne. Dies belegt die Bedeutung von Hanf und Cannabis als Heilpflanzen in verschiedenen antiken Kulturen.
960 v.u.Z.
Hanfseile spielten auch in der biblischen Geschichte eine wichtige Rolle. König Salomon bestellte in Phönizien einen großen Posten Hanfseile für den Tempelbau, wie in 2. Chronik 2,14 erwähnt wird. Dies zeigt, dass Hanf in der Antike nicht nur als Heilpflanze und Textilrohstoff, sondern auch als Baumaterial von großer Bedeutung war.
800 v.u.Z.
Die Verwendung von Hanf und Hanftextilien war in der Antike nicht auf eine bestimmte Region beschränkt, sondern war weit verbreitet. So hinterließen beispielsweise die Phryger in der Nähe von Ankara in ihren Grabhügeln Stoffe aus Hanffasern. Die reisefreudigen Skythen trugen ebenfalls zur Verbreitung von Hanf bei und verbreiteten die Pflanze in weiten Teilen Eurasiens. Die Vielseitigkeit von Hanf als Rohstoff und Heilpflanze führte dazu, dass er in vielen Kulturen der Antike geschätzt und genutzt wurde.
640 v.u.Z.
Die Hanfpflanze findet bereits um 640 v.u.Z. schriftliche Erwähnung bei den Assyrern in der großen Bibliothek von Ninive. Aus der Zeit des assyrischen Königs Assurbbanipals stammen über 22.000 Tontafeln, unter denen sich auch eine Beschreibung von Hanf als berauschendem Räucherwerk befindet.
Ein taoistischer Priester beschreibt auch die Bedeutung des Hanf als Halluzinogen im chinesischen Schamanismus. Dies zeigt, dass Hanf nicht nur als Rohstoff und Heilpflanze, sondern auch als bewusstseinsveränderndes Mittel genutzt wurde. Die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten von Hanf waren somit auch in der Antike bekannt und fanden ihren Platz in der religiösen und kulturellen Praxis verschiedener Völker.
ca. 500 vuZ
Lange wurden diese Berichte als Übertreibungen bezeichnet, doch wurden bei Ausgrabungen im sibirischen Altaigebirge Skythengräber gefunden, die seit ca. 400 v.u.Z. unter einer Eisdecke gelegen hatten.
In den Grabstätten wurden noch gut erhaltene Reste dieser Zeremonie und Hanfsamen der Art Cannabis ruderalis Janischewsky gefunden.
Vermutlich hat der Cannabisgebrauch bei den Skythen im frühen 6. Jhd. v.Chr. begonnen, als sie von den thracianischen besiegt und kurzzeitig beherrscht wurden.
Der giechische Philosoph Demokrit (ca 460 v.u.Z.) berichtet von einer Pflanze namens ‚potamaigis‘, die als Cannabis identifiziert werden kann. Laut Demokrit wurde die Pflanze mit Wein und Myrrhe getrunken, um Rausch und visionäre Bewusstseinszustände zu induzieren (Emboden 1972: S. 219)
In der Zeit um 500 v.u.Z. hatten auch die Germanen Kontakte mit der Hanfpflanze. Bei einem archäologischen Fund in der Nähe des brandenburgischen Fleckens Wilmersdorf wurde 1896 eine Bestattungsstelle mit einer Urne gefunden; sie enthielt noch Samen und Blätter der Hanfpflanze.
Bei anderen archäologischen Grabungen, so der Völkerkundler Christian Rätsch, fanden sich weibliche Hanfblüten in Gräbern, die Germanen und Kelten ihren Toten schon vor 2500 Jahren ins Grab gelegt hatten. Der Hanf wurde damals von Frauen gesät, gepflegt und geerntet. Die
germanische Liebesgöttin ‚Freia‘ (eigentl. Freyja, Geliebte u. Gattin des Odin) wirkte im Hanf: zu erkennen an der weiblichen Kraft der Blüte, die ein mildes euphorisierendes Rauschmittel abgab, welches die Sinnesfreuden der Liebesgöttin sowie aphrodisische Ekstasen vermittelte.
Der Gott der Ekstase und des Heils sowie der Herr der Zauberkräfte war Wotan (syn. für Odin, germanischer Gott).
Auch in Mittel- und Nordeuropa wurden von Germanen, Kelten und Slawen wirksame Heilmittel, vor allem aus Nachtschattengewächsderivaten, sie enthalten Wirkstoffe wie Scopolamin, Atropin und Hiozyamin, hergestellt.
Bei den Galliern war Hanf, Mohn, Bilsenkraut, Lattich und Tollkirsche als Drogen bekannt.
Auch wurden Pfeifen schon lange vor dem Bekanntwerden des Tabaks in Europa verwendet. Es wurden beispielsweise Hanf und Wildgräser in Pfeifen geraucht.
ca. 450 vor unserer Zeitrechnung >>Herodot<<
Der griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtet um 450 v.u.Z., dass die Skythen den Hanf als Narkotikum benutzen. Hanf hatte noch lange den Beinamen „skythisches Räucherwerk“.
Bis heute bewahren einige kaukasische Völker, besonders die Osseten, die mythologische und religiöse Tradition der Skythen, die seit dem 7. Jh. v.u.Z. die Steppen der heutigen Ukraine bevölkerten.
Herodot berichtet weiter, dass die Thraker, ein nördliches Nachbarvolk der Griechen im klassischen Altertum, Hanfkleidung trugen, die man von Leinenstoffen nicht unterscheiden konnte. (Hier deutet sich ein generelles Problem der Geschichtsschreibung an. In vielen Fällen ist eine Gleichsetzung von Hanf- und Leinentextilien zu beobachten.
Im vierten Buch seiner ‚Historien‘ berichtet der griechische Wanderer ‚Herodot‘ (450 Jahre v.u.Z.), der als erster Historiker der westlichen Welt angesehen wird, dass die Skythen, in deren Land der Hanf wächst, folgenden Brauch hätten:
„Die Körner von diesem Hanf nehmen also die Skythen, kriechen damit unter die Filzdecke eines Zeltes und legen die Körner auf glühende Steine. Diese fangen zu rauchen an und erzeugen einen so starken Dampf, dass kein hellenisches Schwitzbad dieses Dampfbad übertrifft. Die Skythen werden so froh dabei, dass sie laut heulen. Das sind ihre Bäder; in Wasser baden sie sich niemals.
„Bei Ausgrabungen fand ein griechischer Archäologe 1975 unter den Ruinen des Totenorakels von Erh-ya im Norden Griechenlands zahlreiche Klumpen Haschisch.
Deshalb wird angenommen, dass auch andere HellseherInnen und ProphetInnen der Antike sich der Droge als Hilfsmittel bedienten. So auch Pythia, eine Priesterin des Apollon vom Orakel zu Delphi.
400 v.u.Z.
Beginn des Hanfanbaus in Norwegen.
ca. 200 – 350 vor unserer Zeitrechnung
Shaanxi-Provinzmuseum. Chinapapier – Hanf
Papier datiert auf die Zeit der Westlichen Han, genauer auf die Zeit 140 – 87 v.u.Z., also auf die Zeit vor Cai Lun. Das Papier ist etwa 10 x 10 cm gross. Fotografiert wurde eine Reproduktion, da das Original unter Glas nicht reflexfrei abzulichten ist.
Das Papierstückchen hatte man in einem Grab in Baqaio nahe Xi’an hinter einem Bronzespiegel gefunden. Lange Zeit war umstritten, ob es sich um ein von Menschen hergestelltes Papier handelt oder nur um eine zufällig entstandene und durch Feuchtigkeit und Druck verfestigte Faseransammlung handelt.
Die Chinesen bewunderten den Hanf da er universell einsetzbar war. Sie stellten aus ihm Kleidung, Papier, Essen und Medikamente her.
ca. 140 – 87 vor unserer Zeitrechnung
Galen berichtet von dem Brauch der Ägypter, cannabishaltige Gebäcke zu verspeisen (… welche Ausgelassenheit und Vergnügen hervorriefen).
Der griechische Arzt Galenos (auch: Galen 129-199 v.u.Z.) erwähnt den Hanf als Genussmittel. Er sagt, dass zum Nachtisch kleine Kuchen serviert werden, welche die Lust am Trinken erhöhen, aber im Übermaß genommen Betäubung erzeugen.
Die Äbtissin Hildegard von Bingen empfahl im 12. Jhrd. den Hanf zur lokalen Anwendung in der Wundbehandlung und bei Geschwüren. Weiter empfahl sie den Hanf so: „Aber wer im Kopfe krank ist und wer ein leeres Gehirn hat und (dann) Hanf isst, dem bereitet dies leicht etwas Schmerz im Kopf. Jenem aber, der einen gesunden Kopf hat und ein volles Gehirn im Kopf, dem schadet er nicht.“
100 v.u.Z.
Lucilius, römischer Schriftsteller, beschreibt die Pflanze. Die Hauptdroge der Griechen und später der Römer war zwar der Wein, jedoch wurde zu bestimmten Anlässen, wie zum Beispiel den Initialfeiern der Dionysien, auch Cannabis verwendet.