Dies ist die Geschichte des Harry Jacob Anslinger – der das Schicksal des Hanf (Cannabis sativa) maßgeblich geprägt hat.
hier ist es angebracht, auf die „Feinheiten“ zu achten – denn H. Anslinger ist der Politiker schlechthin – wie sagte doch Adenauer einmal: „Was schert mich mein dummes Geschwätz von gestern“…
Anslinger kämpft gegen Hanf (Cannabis, Marihuana), als koste es sein Leben.
Er entblödet sich auch nicht, erfundene Geschichten und Horrorszenarien anzupreisen, in einem Jahr zu behaupten – Marihuana mache aggressiv und später zu sagen, Marihuana mache zu friedlich. Einmal sagt er, zwischen Cannabis und Opium lägen Welten – das hätte nichts miteinander zu tun – ein andermal behauptet er, Marihuana führe direkt zum Opium. Und nebenbei betätigt er sich selbst als „Dealer“ – ob bei der Suche nach der Wahrheitsdroge oder der Beschaffung von Morphinen für McCarthy…
Anslinger, Harry Jacob
*20.05.1892
Geboren in Altoona/Pennsylvania.
Harry Jacob Anslinger erblickt das Licht der Welt.
Zu dieser Zeit werden in den USA über 100 Cannabispräparate für verschiedenste medizinische Anwendungen eingesetzt (von Schlaflosigkeit bis zur Hühneraugenbehandlung), für die Textil- und Papierindustrie ist Hanf ein wichtiger Rohstoff, viele Tabaksorten („Orient“) enthalten Cannabisbeimischungen (5-10%) und in den größeren Städten vergnügt sich Amerikas gehobener Mittelstand in „Türkischen Rauchsalons“.
1928
Harry J. Anslinger liefert erste Beweise seiner journalistischen Fähigkeiten. Er veröffentlicht einen Artikel über Haifische und bezeichnet diese als „prinzipiell gutmütig“.
Der Artikel stößt auf geringe Resonanz beim Publikum, worauf A. sechs Monate später unter dem Titel „Die Bestien der Meere“ 300 weltweit auserlesene Hai-Opfer in den blutigsten Details präsentiert.
USA: Als Ableger des Finanzministerium wird das „Federal Bureau of Narcotics“ gegründet (Kongressbeschluss vom 1.7.1930). Harry J. Anslinger wird (von seinem Onkel, Finanzminister „Andrew Mellon“ zum vorläufigen Chef ernannt.
Auf Weisung Mellon unterstützt das Büro die angelaufenen Hetzkampagnen der Hearst-Presse gegen Marijuanakonsumenten.
1930
USA: Als Ableger des Finanzministerium wird das „Federal Bureau of Narcotics“ gegründet (Kongressbeschluss vom 1.7.1930). Harry J. Anslinger wird (von seinem Onkel, Finanzminister „Andrew Mellon“ zum vorläufigen Chef ernannt.
Auf Weisung Mellon unterstützt das Büro die angelaufenen Hetzkampagnen der Hearst-Presse gegen Marijuanakonsumenten.
1936
Anslingers Bureau gibt den wohl grässlichsten Aufklärungsfilm in Auftrag: „Reefer Madness Im Vorfeld der Kongressdebatte kommt es zu Anhörungen von „Expertenkommissionen“ vor Kommissionen des Repräsentantenhauses und des Senats. Anslinger sagt als Experte aus:
„Marihuana führt zu einer wahnsinnigen Raserei (delirious rage) nach der Einnahme“ .. „fortgesetzter Gebrauch vermindert Hemmungen und führt zu Geisteskrankheiten. Es ist der Auslöser von empörenden Verbrechen (revolting crimes)“
Die Tatsache, dass Anslinger über seinen Arbeitsbereich als Strafverfolger hinaus als Experte vom Ausschuss akzeptiert wurde, führt zu Protesten von Ausschussmitgliedern (Oteri, Silverglate), angehört wird er trotzdem.
Woodward, der einzige Mediziner der Kommission, widerlegt zwar Anslingers medizinische Abstrusitäten, doch hilft auch das nichts.
1937 „Reefer Madness“ kommt in die Kinos (Handlung: Junger Musteramerikaner raucht einen Joint und wird dadurch zur mordenden Bestie)…
Anslinger sorgt für die Verbreitung der Thesen seines Helfers Earle Albert Rowell in der Presse:
„Marihuana ist vor allem die Ursache vieler Verbrechen, erfüllt es doch die davon Berauschten mit einem unwiderstehlichen Drang zu Gewalttaten. Es reizt auch zu Ekel erregender Unmoral, die Vergewaltigung und Mord einschließt“
06.04.1937 Harry J. Anslinger gegenüber der Presse:
„If the hideous monster Frankenstein came face to face with the monster marihuana he would drop dead of fright“
27.04. USA: Beginn der Kongressdebatte über den „Marihuana Tax Act“.
Anslinger sagt vor dem Kongress aus: „Marihuana ist die gewalterzeugendste Droge in der Geschichte der Menschheit“
06.1937 Anslinger fasst die Resultate jahrelangen Sammelns von Horrorstories über Marihuana im Werk „Marihuana – Assassin of Youth“ („Marihuana – Mörder der Jugend“) zusammen.
13.07.1937 USA: Anslingers berüchtigte Sammlung der schrecklichsten Marihuana-Verbrechen „Marihuana – Assassin of Youth“ erscheint im American Magazine
Stilblüten Anslingers:
„in den USA gibt es 50-100’000 Marihuanaraucher, die meisten davon sind Neger, Mexikaner und Unterhaltungskünstler“
… und der „satanische“ Jazz sei eine direkte Folge des Marihuanakonsums.
… und antwortet auf die Frage eines eventuellen Umstiegs von Marihuana auf Opiate: „Nein, davon habe ich noch nie gehört. Marihuana-Süchtige sind ganz anders. Die gehen nicht in Richtung Opium.“ (1955 behauptet er dann das Gegenteil)
… und klassifiziert Marihuana: „Here we have a drug that is not like Opium. Opium has all the good of Dr. Jekyll and all the evil of Mr. Hyde. This drug is entirely the monster Hyde, the harmful effect of which cannot be measured…“
… und präsentiert seine gesammelten Horror-Geschichten:
– „Zwei Neger verschleppten unter dem Einfluss von Marihuana eine 14jährige in ihre Hütte, wo sie zwei Tage lang gefangen gehalten wurde. Als man sie fand, litt sie an Syphilis“
– „Zwei farbige Studenten aus Minnesota verführten an einer Party weiße Studentinnen mit Marihuana und Geschichten über rassistische Unterdrückung. Resultat: Schwangerschaft“
– „Ein tadellos beleumundeter texanischer Ölarbeiter und liebevoller Vater rauchte eine Marihuana-Zigarette und vergewaltigte daraufhin seine 6 Jahre alte Tochter. Als seine Frau abends nach Hause kam, fand sie die Kleine tränen- und blutüberströmt im Bettchen liegen. Er konnte sich an nichts erinnern (und wurde zum Tod verurteilt).“
„Ein 21jähriger Junge in Florida tötete seine Eltern, zwei Brüder und eine Schwester mit einer Axt. Den Untersuchungsbehörden gegenüber erklärte er, die Tat habe er in einem Marihuana-Traum begangen“
…und legt zusätzlich dem Kongress eine Mappe mit Bildern von Gemetzelten vor, alles angebliche Opfer von Marihuana-Mördern.
… und Anslinger beglückt Amerika mit einer Aufklärungskampagne, die ausser mit Büchern und Filmen auch mit Plakaten agiert:
Auf einem steht z.B.: „Marihuana, das Kraut dessen Wurzeln in die Hölle reichen … Was geschieht auf Marihuana-Parties?“ Die Antwort gibt ein Bild, wo ein Mann eine Frau anfixt…
1938
Anslingers Mitstreiter, „Dr. James A. Munch“ verkündet, selbst schon mal einen Zug von einem Joint genommen zu haben und hat aus seinen Erfahrungen gefolgert, dass dies ausreichen könne, um einen Menschen zeitlebens wahnsinnig machen zu können: „Ich fühlte mich plötzlich 200 Jahre lang auf dem Boden eines Tintenfasses gefangen“.
Munch wird in der Folge oft als Sachverständiger vor Gericht zitiert, da seine Wahnsinns-Schilderungen so überzeugend wirken, dass sich Angeklagte in Mord-Prozessen plötzlich zum Marihuanagebrauch bekannten, in der berechtigten Hoffnung, als Marihuana-Konsumenten wegen „zeitweise verminderter Zurechnungsfähigkeit“ freigesprochen zu werden.
Das passt natürlich wiederum Anslinger nicht, der Munch schließlich zurückpfeift. Die Einigung besteht dann darin, dass Munch vom „FBN“> Forschungszuschüsse erhält und dafür Gutachten über die Gefährlichkeit von Cannabis liefert; das erste Gutachten besagt dann auch, dass Marihuana zwar wahnsinnig mache, jedoch nicht in einem Ausmaß, das Schuldunfähigkeit verursache.
James Munch entdeckt in den folgenden Jahren im Auftrag des FBN immer neue menschenbedrohenden Gefahren des Hanfs, indem er sich darauf spezialisiert, komplexe und bis dato unerklärbare Krankheitsbilder monokausal zu erklären.
Er findet vermeintlich heraus,
dass Hanf irreversible Hirnschäden verursacht, | |
die Zeugungs-fähigkeit bei bei den Geschlechtern zerstört | |
dass ein einziger Joint monatelang „Flashback“ |
(Nach demselben Muster arbeitet später der Aegypter Nahas für die UNO). Die politischen Ultra-Rechten nutzen die Hysterie, um alle „verdächtigen Elemente“ zu kriminalisieren; erst gesellschaftliche Randgruppen und Jazzmusiker, in späteren Jahren dann der Beat, die Liberalen und die Hippies.
Ein Nebeneffekt der massiven Marihuana-Verteufelung besteht darin, dass das Kraut plötzlich in ungezählten Jazz-Songs besungen wird; für Anslinger ein willkommener Anlass, Akten über die farbigen Musiker, die den Stoff „verherrlichen“, anzulegen.
In einer Manie, die an einen Erbsenzähler (auch Korinthenkacker genannt) erinnert, wird bald auch „Spinat“ als Codewort für Cannabis erkannt, was dazu führt, dass zwei Jahre lang in erschöpfender Amtstätigkeit wegen eines „Spinat-Songs“ ermittelt und Material gegen einen gewissen „Popeye, Saylor“ zusammengetragen wird, bis die Beamten merken, dass es sich beim „büchsenfuttergedopten“ Popeye nicht um einen Großdealer und bei dem Jazz-Song nicht um „Rauschgiftverherrlichung“ handelt, sondern um eine Comic-Figur und eine Kennmelodie einer Werbekampagne für Dosengemüse.
1940 USA:
Die Ärztegesellschaft (AMA), die für Anslinger eine fachkundige „Gefahr“ darstellte, hat sich – nicht zuletzt aufgrund massiver Drohungen – mit dem Hexenjäger arrangiert.
Resultat: noch 1939 belangte das FBN mehr als 3000 Ärzte wegen dem Ausstellen illegaler Rezepte; zwischen 1939 und 1949 werden lediglich noch 3 Ärzte strafrechtlich verfolgt…
28.12.1940
Der „New York Daily Worker“ behauptet, Marihuanagebrauch führe zu „aufgedunsenem Gesicht, blutunterlaufenen Augen, Gliederschwäche und Zittern“
1942
Anslinger wird Mitglied des Geheimkomitees, das dem OSS (Vorläufer der CIA) ein „Wahrheitsserum“ beschaffen sollte und zu diesem Zweck an – zum größten Teil nicht informierten – Soldaten und Zivilpersonen Versuche mit verschiedensten Drogen auf Halluzinogenbasis unternimmt (Die Öffentlichkeit erfährt von diesen Versuchen erst 1982,- sie gehen als CIA-Skandal in die Geschichte ein). 15 Monate lang experimentieren Anslinger und Konsorten mit Haschischöl, bevor sie zur Erkenntnis gelangen, dass die Substanz für militärische Anwendung nicht zu gebrauchen ist.
1.11.42
Anslinger setzt durch, dass herkömmliche Cannabisprodukte nicht mehr für medizinische Zwecke eingesetzt werden dürfen, ausgenommen bleibt – auf Wunsch der Pharmalobby synthetisch hergestelltes THC.
Cannabis wird aus der Pharmakopeia gestrichen.
1943
Anslinger will gegen die Swing-Szene vorgehen und möchte Jazz verbieten lassen (Grund: Werbung für Drogen). Zu diesem Zweck verschickte er Rundschreiben an Polizeidienststellen mit der Bitte, entsprechende Fälle zu sammeln. Die meisten Staaten reagieren jedoch gar nicht und die Bundesregierung erteilt gar einen eindeutigen Korb: Die GI’s würden gerade diese Musik besonders gerne hören und in der gegenwärtigen Lage wolle man keine Scherereien…
… außerdem hatte die Regierung wegen der weltkriegsbedingten Knappheit an Hanftextilien (Uniformen, Blachen) und -Seilen (Fallschirmleinen, Schiffstaue) gerade eine Werbekampagne für Hanfanbau lanciert (z.B. mit dem Propaganda-Film „Hemp for victory“, abgedreht 1942) und veranlasst, dass wieder 146’000 ha Hanf angepflanzt wurden. Selbstverständlich erwähnte das gesamte Werbematerial mit keinem Wort, dass Hanfseile und Marijuana aus derselben Pflanze gewonnen werden können..
1944
USA: Der LaGuardia Report wird veröffentlicht.
Zum Schrecken des FBN und aller anderen Prohibitionsfans widerlegt er sämtliche Vorurteile: Potrauchen führt nicht zu aggressivem oder asozialem Verhalten, die Persönlichkeit des Konsumenten wird nicht verändert und Beweise für Cannabis als Ursache kriminellen Verhaltens wurden keine gefunden…
Anslinger kündigt an, er werde alle Ärzte, die für den LaGuardia Report zuständig waren, sowie alle Wissenschaftler, die noch Untersuchungen über Cannabis publizieren würden, ins Gefängnis werfen lassen. Somit hat er faktisch ein Forschungsverbot für Cannabis erlassen.
1945
Die AMA präsentiert Anslinger eine (von ihm bestellte) Studie, die besagt, dass sich 1944/45 34 schwarze und 1 weißer GI, die Marihuana geraucht hatten, gegenüber weißen Vorgesetzten ungebührlich benommen hatten.
1946
Dank des nach Kriegsende einsetzenden kalten Krieges gewinnt Anslinger, der durch Amerikas Hanf-Wiederentdeckung in den letzten Jahren etwas zurück genommen worden war, wieder Oberwasser: Dass der Feind links steht, war für den kalten Krieger schon seit den 20er Jahren klar; jetzt verkündet er: „Wenn Weiße in den USA mit Marihuana zu tun hätten, handele es sich ausnahmslos um liberale (also verwerfliche) Charaktere, meistens auch um kommunistenfreundliche“.
1947
UNO: die USA setzen Anslinger in die UN-Drogenkommission ein und dehnen damit die Politik der Polemik auf die ganze Welt aus.
1948
Die USA befindet sich mitten in der antikommunistischen Ära McCarthys. Anslinger begräbt seine „Mörderkraut-Geschichten“ und passt sich der politischen Situation an:
Fortan werden Cannabis keine aggressionsfördernden Wirkungen mehr angedichtet,
sondern – viel schlimmer – nun heißt es:
Marihuana mache so friedlich und pazifistisch, dass dieses Rauschgift von Kommunisten dazu benutzt werde, die Kampfmoral der amerikanischen Armee zu schwächen.
1949
Anlässlich der alljährlichen Anhörung zum FBN-Budget stellt Anslinger aufgrund „gesicherter Erkenntnisse“ fest, dass der Marihuanakonsum zugenommen habe; bedauerlicherweise vor allem unter den Jugendlichen. Den Grund dafür sieht er im Vorbild der Musiker: „…ich spreche natürlich nicht von guten Musikern, sondern von Jazz-Musikern“
(Im Anschluss an diese Verlautbarung muss sich Anslinger eine Zeitlang selbst auf Eis legen, bis sich der Sturm der Empörung gelegt hat).
1951
USA: Nachdem Anslinger jahrelang behauptet hat, Haschisch sei „viel schlimmer als Heroin“, behauptet er nun, die größte Gefahr bestünde darin, dass der durch Cannabis vermittelte Kitzel eines Tages nicht mehr ausreiche und die Kiffer dann zum gefährlicheren Heroin griffen.
Damit war die „Schrittmachertheorie“, die Mär von der „Einstiegsdroge Haschisch“ geboren, die sich bis heute in einigen Politikerköpfen gehalten hat…
Anslingers Bureau setzt den „Box-Act“ durch, welcher bundesweit den Strafrahmen – für Wiederholungstäter stark verschärft. Bei der Durchsetzung hapert es allerdings oft, zum Beispiel bei Prominenten.
UNO: Anslinger wird Vorsitzender der UN-Drogenkommission
1953
Errol Flynn wird beim Kiffen erwischt und Harry Jacob Anslinger tritt höchstpersönlich dafür ein, keine Anklage zu erheben!
Seine bisherigen Erfahrungen mit prominenten Opfern seiner Politik waren wohl eher schmerzhaft…
Nobodys – besonders Farbige – werden jedoch nach wie vor mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft.
1954
Die WHO behauptet, Cannabis habe keinerlei therapeutischen Wert.
(Die Stellungnahme wurde von Anslinger durchgedrückt; als wichtigsten Experten bei der Anhörung präsentierte er „Dr. James A. Munch. 1978 verteidigt dieser in einem Interview seine – fachlich inzwischen widerrufenen – Aussagen mit politischen Motiven: „Es ging ja vor allem darum, der Politik des Bureau weltweite Anerkennung zu verschaffen“).
Anslinger erklärt: „Heroin und Marihuana werden von den Kommunisten in die USA eingeschmuggelt, um den Staat zu zerstören“
1955
Anslinger in einem Interview zur „Umsteigertheorie“:
„Ja, das eben ist das Problem und unsere große Sorge, dass Haschisch am Ende zur Opium-Sucht führt“
1961
Anslinger schafft es, in der UNO die „Single Convention on Narcotic Drugs“ durchzubringen, in der Cannabisprodukte den Opiaten gleichgestellt werden.
„Zum Wohl der Menschheit“ müssen sich die Unterzeichnerstaaten dazu verpflichten, innerhalb von 25 Jahren jeglichen Hanf-Anbau einzustellen.
Als Hauptargument für die Aufnahme von Cannabis in die „Single Convention“ verweist Anslinger auf die „Tausende von Fällen, an denen sich zeige, dass Marihuana direkt zu Heroin führt“
In einem Interview freut sich Anslinger, dass Legalisierungsbefürworter künftig internationalem Recht gegenüberstünden und so kaum Chancen auf Erfolg hätten. Zudem sei das weltweite Marihuana-Verbot primär eine politische Machtdemo der USA.
(Die USA unterzeichnet die „Single Convention“ jedoch erst 1967)
1962
Anslinger scheidet im Alter von 70 Jahren aus dem „Federal Bureau of Narcotics“ (FBN) aus.
Nachgeholfen hatte Präsident „Kennedy“, der ihm Nachdrücklich seine Pensionierung nahegelegt hatte.
Er behält jedoch seinen Posten als US-Delegierter bei der UN Narcotics Mission. Der Abgang fällt ihm auch deshalb nicht schwer, weil sich erstmals ein Kongress-Ausschuss für Korruption im Büro interessiert.
Das FBN hatte seit Anslingers Amtsantritt die Drogenpolitik der USA praktisch im Alleingang bestimmt. Waren wissenschaftliche Gutachten erwünscht, so bestimmte Anslinger, wer sie ausarbeiten sollte. Seine Machtstellung zeigt sich unter anderem daran, dass er auch außerhalb seiner Kompetenzen wirken konnte (z.B. das Verbot der Cannabis-Forschung).
Da die US-Drogenpolitik traditionell auch immer die Drogenpolitik der westlichen Welt war, hat Anslinger also über 30 Jahre lang die weltweite Politik gesteuert.
1963
USA: Das FBN berichtet von einer neu entdeckten Gefahr des Cannabiskonsums: dem „Amotivationssyndrom“
1967
Anslinger spricht im Senat. Am Tag darauf unterzeichnet die USA die „Single Convention“
1968
Die UNESCO verabschiedet eine Resolution, in der alle betroffenen Länder aufgefordert werden,
strikt gegen Marihuana vor zugehen, | |
die Forschung voranzutreiben | |
sich effektiv mit dem öffentlichen Interesse auseinanderzusetzen, das für eine Legalisierung oder gar Tolerierung des nicht-medizinischen Gebrauchs von Cannabis eintritt |
1970
Nach seinem Rücktritt gewährt Anslinger der Öffentlichkeit Einblicke in sein Denken und offenbart, dass es ihm in seiner ganzen Karriere nie um den Gesundheitsschutz der Bevölkerung oder um substanzbezogene Drogenpolitik gegangen sei, sondern er das Instrument „Drogenpolitik“ immer nur als Mittel zur Durchsetzung einer Politik der äußeren Rechten eingesetzt habe. Zitate:
„Sicherlich ist Marihuana eher harmlos. Aber die Sache war ein Beispiel dafür, dass ein Verbot die Autorität des Staates stärkt.“. | |
„Man muss nur eine Sache als Problem bezeichnen und sich anbieten, es zu lösen, dann ist man auch kompetent“. | |
„Wenn sich ein Gesetz nicht gleich durchsetzen lässt, muss man mit noch härteren Strafen an die Sache rangehen“ |
14.11.1975 USA: Henry J. Anslinger stirbt. Zuvor hatte er seinen gesamten Aktennachlass der Pattee Library an der Pennsylvania State University vermacht (öffentlich einsehbar). Eine Sichtung ergibt, dass Anslingers „zweifelsfreie Quellen“ zu 95% aus Ausschnitten von Boulevardzeitungen bestehen…