Anbau Hanf
Hanf, Cannabis sativa L., ist eine einjährige Nutzpflanze mit buschigem Wuchs, zweikeimblättrig und zweihäusig. Die ausgeprägte Pfahlwurzel durchdringt wassersuchend auch schwere Böden. Der landwirtschaftliche Anbau unterdrückt durch dichtere Saat die Verzweigung, wodurch er zu einem geraden, schlanken und unverzweigtem Wuchs gezwungen wird. |
Anbau und Pflege
Standort Größe Aussaat PflegeBlüte
Ernte Röste | liebt grundwassernahe Standorte oder schwere Lehm-Böden, 3 bis 4 m hoch; auf Niedermoorböden bis zu 5 m Ende April, 50 – 60 kg/ha, Reihenabstand 10-11 cm; verträgt nur geringe Nachtfröste Grunddüngung zur Aussaat; alternativ: Gülledüngung im Herbst; kein Pflanzenschutz angenehm aromatischer (herber) Geruch männlich: sehr klein, weiß bis rostrosa ; weiblich: unscheinbar Anfang August, zum Beginn der Samenreife mit Spezialkombine; Samenreife im Schwad; Feldröste: 3 bis 5 Wochen auf dem Acker (Schwadröste durch Regen oder Tau); Pressen zu Quader- oder Rundballen im September selbstverträglich; sehr gute Vorfrucht vor Weizen; bereinigt den Standort |
Trockenheit Hanf benötigt ausreichend Wasser. Da Hanf aber eine lange Pfahlwurzel ausbildet, muss der Niederschlag nicht gleich verteilt fallen, da er sich in trockenen Perioden aus tieferen Schichten versorgen kann. Ein dichter Pflanzenbestand beschattet bereits Ende Mai vollständig den Boden und schützt so vor dessen Austrocknung. |
Ernte Die 4 m hohen Pflanzen werden grün im August mit Spezialkombines geschnitten, wobei die Stängel auf ca. 1 m eingekürzt werden. Das Erntegut wird im Schwad zum Trocknen und Rösten abgelegt (ca. 4 Wochen). Egal mit welchem Erntesystem gearbeitet wird, ein zusätzliches Schwaden oder Wenden sollte vermieden werden. Der ideale Erntezeitpunkt ist erreicht, wenn sich die ersten Samen ausbilden, ansonsten die Pflanze aber noch in Blüte steht. Die Samen sollen erst im Schwad reifen (Notreife). Ein späterer Erntetermin verursacht: 1. Komplikationen während der Mahd, 2. Komplikationen beim Pressen durch die Verholzung der Stängel, 3. die reifen Samen fallen aus, 4. schlechte Faserqualität.Trocknung und Röste Die Röste ist ein komplexer mikrobiologischer Prozess, der mehrere Wochen dauert und bei dem Lignin und Pektine abgebaut werden. Damit lassen sich Holzanteile des Stängels besser von den Fasern trennen. Außerdem zerfasern die Bastfaserbündel besser. Nebenbei wird sowohl das Hanfstroh als auch das Fasermaterial weicher und flexibler. Gut gerösteter Hanf ist grau bis dunkelgrau: |
Geröstetes Hanfstroh durch einfaches Brechen mit der Hand. |
Ballenware Hanfstroh wird in Großballen gepresst. Probleme gibt es dann, wenn 1. die Stängel zu dick sind (bei geringer Pflanzendichte) – oder 2. die Röste zu kurz war – oder 3. die Stängel nicht gekürzt wurden. Ob Rundballen oder Quaderballen wird am besten nach der Transportvariante entschieden; seitens der Faser-Fabrik ist beides möglich. Rundballen dürfen jedoch nicht mit Bindegarnen gebunden werden, sondern stets mit Netzen. Es sollte so fest wie möglich gepresst werden, um den Transport zu optimieren. Rundballen ohne Kern (mit einem „Loch“ in der Mitte) sind mitunter unbrauchbar, da sie schlechter gelagert werden können Zusätzliche Vereinbvarung für Vertragspartner Aussaat und Pflege Die Ernte erfolgt mit Spezialkombines. Die Pflanzen werden geschnitten, gekürzt und sofort in ein hohes Schwad abgelegt. Die Flächenbeihilfe geht an den Landwirtschaftsbetrieb. |
Deckungsbeitragsrechnung
Hanf | Winterweizen | Sommergerste | |
Pacht 35 BP | 70 € | 70 € | 70 € |
Pflügen + Saatbettbereitung | 60 € | 60 € | 60 € |
Säen | 30 € | 30 € | 30 € |
Saatgutkosten | 130 € | 61 € | 39 € |
Düngen | 30 € | 30 € | 30 € |
NPK Düngerkosten | 60 € | 130 € | 60 € |
Spritzen | 30 € | 30 € | |
Pflanzenschutz | 130 € | 70 € | |
Mähdrusch | 100 € | 100 € | |
Schneiden & Dreschen | 180 € | ||
Pressen | 130 € | ||
Korntransport 25 km + Trocknung | 20 € (6 – 8 dt) | 30 € (70 dt) | 20 € (48 dt) |
Transport Ballen 25 km | 90 € | ||
Stoppelbearbeitung | 30 € | 30 € | 30 € |
gesamt: | 820 € | 701€ | 539 € |
Erlöse Ertrag auf anmoorigen Standorten: bis 12 to/ha Stroh Ertrag auf Mineralböden > 30 BP: 9 – 10 to Stroh Ertrag auf Mineralböden < 30 BP: 7 – 8 to Stroh
Samenertrag: Der eigentliche Samenertrag bei durchschnittlich gutem Bestand beträgt 10 dt/ha. Jedoch müssen bei einer kombinierten Nutzung von Stroh und Samen Samenverluste einkalkuliert werden. Dennoch darf mit 6 – 8 dt/ha Samen sicher gerechnet werden. |
35 BP | Hanf | Winterweizen | Sommergerste |
Ertrag | 8 to Stroh + 6 dt Saat | 70 dt | 48 dt |
Marktpreis | 120 €/to Stroh + 40 €/dt Saat | 15,60 €/dt | 17,30 €/dt |
Ertrag | 1.200 €/ha | 1.092 €/ha | 830,40 €/ha |
Transportkosten Die Kosten für den Transport zur Hanf-Faser-Fabrik sind für eine Deckungsbeitragsrechnung von großer Bedeutung. Ein Schlepper-gezogenen Strohhänger transportiert ca. 7 to/Fahrt. Bei einer Entfernung von bis max. 30 km kostet eine einfache Schlepperfahrt 35 €. Also: 10 €/to Bei größeren Entfernungenbis 250 km empfiehlt sich ein Transport per LKW-Spedition: Ein Truck kostet ca. 250 € und läd ca. 10 to. Demnach liegen die Transportkosten bei 250 km: 25 €/to.Positive Effekte gute Vorfruchteigenschaften phytosanitärer Effekt der Hanf-Ackerkultur während der Vegetation keine Bearbeitung keine Verwendung von Pflanzenschutz
Vertragsgestaltung |
Die Röste ist das wichtigste Qualitätskriterium des Hanfstrohs:
zu wenig geröstet (grün) = minderwertig (links) | (rechts) überröstet = minderwertig |
Bei ausreichender Saatdichte unterdrückt der Hanf normalerweise jedlichen anderen Bewuchs. Leider kommt es aber gelegentlich zu Bestandsentwicklungen, die unbrauchbar für die Fasergewinnung sind. Wird das Saatkorn zu tief gedrillt oder verschließt witterungsbedingt sich unmittelbar nach der Aussaat die Oberfläche zu einer harten Kruste, so verzögert sich der Aufgang und der Unkrautbewuchs etabliert sich. Wenn dann noch mit Saatgut gespart wurde, kann der Hanf erst im Laufe des Sommers den Unkrautbewuchs bezwingen. Dann ist er zwar etabliert, aber das Erntegut ist zu stark verunreinigt. In diesem Fall hilft nur noch Mähdrusch der Stängelspitzen, um wenigstens die Samen zu ernten. |
Sofern das Unkraut bereits von Außen im Bestand sichtbar ist (links), wird ohnehin jeder die Unbrauchbarkeit feststellen können. Aber auch wenn die Unterdrückung auf dem Boden ungenügend ist (unten), bleibt eine Nutzung in der Faserfabrik ausgeschlossen. |
Nach Auskunft der Oberfinanzdirektion Frankfurt /M (Zolltechnische Prüfungs- und Lehranstalt) vom 22.07.1998 wird für Hanfstroh der volle Umsatzsteuersatz erhoben. |