Zwei opulente Sortenführer bereichern die Hanfwelt
Bud-Liebhaber und Sorten-Freaks aufgepasst: Endlich gibt es auf dem Büchermarkt zwei Werke, die ausführlich die globale Vielfalt der Cannabis-Sorten portraitieren und dabei den Liebhaber mit (vor allem in der „Cannabible“) brillanten Fotografien und fundierten Informationen versorgen: „The Cannabible“ von Jason King und „The Big Book of Buds“ von „Altmeister“ Ed Rosenthal. Ed Rosenthal stellt in dem „Big Book of Buds“ (das vorerst nur in englischer Sprache erhältlich ist, genauso wie die „Cannabible“) seine persönliche Auswahl der weltweit 100 besten Cannabis-Sorten vor. Er verbrachte Jahre damit, die verschiedenen Kontinente zu bereisen, mit den Züchtern der Sorten persönlich zu sprechen und ihre Pflanzen zu fotografieren (wobei die deutlich überwiegende Mehrzahl der Bilder leider aus den bekannten Archiven der Seed Banks stammt). Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass am Ende des Buches 16 Seiten mit den Werbeanzeigen der Sponsoren des Buches zu finden sind, was dem Buch leider einen etwas unangenehmen Abgang verleiht. Das Buch ist ansonsten in einem handlichen quadratischen Format gehalten, die einzelnen Sorten werden in alphabetischer Reihenfolge ganz- oder doppelseitig portraitiert. Sehr überzeugend das klare, übersichtliche Layout und die Symbol-Legende für Genetik, Blütezeit etc.. Die Fotografien sind alle scharf und auch gut, aber wie gesagt, zu einem Großteil bereits aus den Katalogen der Seed Banks bekannt. Hierin unterscheidet sich die „Cannabible“ von Jason King deutlich von Ed Rosenthals Werk, fast alle Bilder sind (brillante) exklusive Erstveröffentlichungen. Neben den einzelnen Sorten-Portraits beeindruckt das „Big Book of Buds“ mit hochinteressanten Hintergrund-Berichten, z. B. über die Geschichte von Cannabis in Holland, das Entstehen des Pot-Business in Kanada oder die Züchtungsgeschichte der legendären „Haze“. Rosenthal lässt auch die Züchter der Seed Banks selbst ausführlich zu Wort kommen, und natürlich darf auch eine fundierte Übersicht über die Cannabis-Phänotypen der klassischen Cannabiskultur-Länder nicht fehlen. Insgesamt ein rundes, gelungenes Werk, das jeder, der sich ernsthaft für Cannabis-Sortenkunde interessiert, in seinem Bücherregal stehen haben sollte. Das gilt auch für „The Cannabible“. Ebenfalls in quadratischer Form gehalten, aber gut ein Drittel größer. Das Design des Buches ist ein optisches Highlight, wird dem Bibel-Anspruch mit seiner schlichten Ästhetik vollauf gerecht und fasziniert das Auge des Betrachters. Die extraordinäre Covergestaltung ist den Kauf schon fast allein wert. Und dann diese Bilder im Inneren … alles, was man denkt, ist: „Wooooow!“. Der Autor und Fotograf, Jason King, zeigt eindrucksvoll, dass er zu den besten Cannabis-Fotografen in der Welt zählt, ja, in einem Atemzug mit der bisher erhabenen Qualität eines Andre Grossmans genannt werden muss. Das Buch strotzt nur so vor brillanten, großformatigen Aufnahmen von lebenden vollreifen Pflanzen und getrockneten Buds, eine große Anzahl umwerfender Makro-Aufnahmen inklusive. Stolze 250 Sorten hat Jason King für die „Cannabible“ abgelichtet, und das meist vor schwarzem Hintergrund. Der Kontrast zu den üppig silbrig glänzenden, zum Teil auch farbenfrohen Buds verleiht den Aufnahmen etwas Majestätisches. King ist es gelungen, seine Objekte so scharf und kontrastreich zu fotografieren, dass sie geradezu plastisch wirken, zum Greifen nah. Doch nur der Autor selbst hatte Zugriff zu den im Buch präsentierten Prachtexemplaren. Fünf Jahre lang bereiste auch er die Kontinente, besuchte eine Unzahl von Züchtern und Seed Banks, fand klassische, legendäre, aber auch unbekannte, rare Spezies, eine Mischung, die sein Buch zu einer spannenden Reise durch die weite Welt der Cannabis-Varietäten macht. Kings Ziel ist es weniger, den Lesern detaillierte Informationen über Blütezeit und andere Anbaueigenschaften zu geben, als mit der bloßen Schilderung des Aromas und der Art des Highs sowie des genetischen Backgrounds die Fantasie der Leser anzuregen. Einzelne Sorten wie z. B. die persönlichen Lieblingssorten des Autors werden textlich aber auch sehr ausführlich portraitiert. Die „Cannabible“ wird weiterhin geadelt durch die sehr umfangreiche Einleitung Robert Connell Clarkes, neben Ed Rosenthal wohl der Cannabis-Guru schlechthin. Auch hier verblüfft Clarke wieder mit tiefschürfendem Insider-Wissen, schildert detailliert die Geschichte der Sinsemilla-Zuchtkunst in Nordamerika sowie die Entstehung und Zukunft des holländischen Zuchtwunders, namentlich der Seed Banks. Sehr nützlich Clarkes chronologische tabellarische Darstellung, welche der seiner Auffassung nach sechs wichtigsten Seed Banks aller Zeiten welche Sorte in welchem Jahr auf den Mark brachte (angefangen 1979 mit „Sacred Seeds“/Kalifornien, u. a. Skunk #1 und The Original Haze). Leider fehlen hierbei Serious Seeds, Greenhouse Seeds, Sagarmatha Seeds und einige weitere. Vielleicht eine Sache für die zweite Auflage … Auch die „Cannabible“ bietet zwischendurch ergänzende Features, z. B. über Hybrid-Züchtung, Organic versus Hydroponic Growing oder den Klima-Faktor. Fazit: Auch dieses Buch ist ein absolutes Muss für den wahren Sorten-Liebhaber, vor allem die opulente Bilderflut sucht Ihresgleichen. Es handelt sich wahrlich um eine Art bildliche Cannabis-Bibel. Rosenthals „Big Book of Buds“ kann mit der Foto-Brillianz der „Cannabible“ nicht ganz mithalten, ist dafür aber bei der Sortenschilderung informativer und praxisorientierter, mehr an den Bedürfnissen des Growers ausgerichtet. Haben muss man sie, wie gesagt, beide.