Viele der heute bekannten medizinisch erwünschten Effekte von Cannabis sind seit Jahrtausenden bekannt. Vermutlich ursprünglich im Himalaya-Gebiet beheimatet, verbreitete sich die robuste Pflanze in ganz Asien und gelangte schließlich über Vorderasien nach Afrika und im ersten Jahrtausend n.Chr. nach Europa, um dort im16. Jahrhundert nach Nord-, Mittel- und Südamerika. Cannabis fand Eingang in das ayurvedische Medizinsystem und die arabische Medizin. Sowohl die Tibeter als auch die Ägypter zur Zeit der Pharaonen, die Assyrer und die Skythen, die Thraker und die alten Griechen nutzten Hanf zu den unterschiedlichsten Zwecken: als Heilmittel, als Aphrodisiakum, zur Rauscherzeugung, zu kultischen Zwecken, zur Faser- und Ölgewinnung. Er wird sowohl vom griechischen Geschichtsschreiber Herodot als auch von HIldegard von Bingen erwähnt. Die moderne Cannabis-Forschung wurde durch die Isolierung des wichtigsten psychotropen Wirkstoffes, Delta-9-THC (kurz: THC) im Jahre 1964 durch Mechoulam und Gaoni von der Universität von Jerusalem angeregt. Delta-9-THC wirkt muskelentspannend, anti-epileptisch, stimmungsaufhellend, brechreizhemmend, appetitsteigernd, augeninnendrucksenkend, bronchienerweiternd, beruhigend und schmerzhemmend. Darüber hinaus sind schlaffördernde, juckreizstillende, entzündungshemmende, antibiotische, gefäßerweiternde, gerinnungshemmende, leicht verstopfende und fiebersenkende Eigenschaften bekannt. Das erste Papier wurde etwa 105 n. Christus von dem chinesischen Hofbeamten Tsai Lun entwickelt. Die erste Gutenberg-Bibel wurde auf Papier aus Hanf und Flachs gedruckt. 1940 wurde in Deutschland noch auf etwa 20.000 Hektar Hanf zur Fasergewinnung angebaut, bis der Anbau in den 50er Jahren nahezu vollständig zum Erliegen kam. 1982 wurde der Anbau von Hanf infolge einer Änderung des Betäubungsmittelgesetzes grundsätzlich verboten: eine Unterscheidung zwischen Drogenhanf und Nutzhanf (zur Faser- und Samengewinnung) fehlte in der Gesetzesänderung. Der Nutz- oder Industriehanf unterscheidet sich vom Drogenhanf unter anderem durch seinen geringen THC-Gehalt, der ihn für medizinische und Rauschzwecke ungeeignet macht. Nach einem Aufsatz des englischen Arztes O´Shaugnessey im Jahre 1839 erhielt Cannabis in der westlichen Medizin des 19. Jh. allseitige Anerkennung als Arzneimittel. O´Shaugnessey hatte als junger Professor in Kalkutta von der therapeutischen Verwendung von Cannabis erfahren und schilderte die schmerzhemmenden und muskelentspannenden Eigenschaften einer von ihm verwendeten Hanftinktur. Zeitgenossen berichteten über gute Wirkungen bei Tetanus, Muskelkrämpfen, Epilepsie, Menstruationsbeschwerden, Asthma, Angst- und Unruhezuständen, bei Migräne und Nervenschmerzen, zur Anästhesie, Entwöhnung bei Opiumabhängigkeit und Behandlung von Depressionen. aus: „Cannabis als Heilmittel – ein medizinischer Ratgeber“ , Autoren: Dr. med. Franjo Grotenhermen und Michael Karus, Hrsg. nova-Institut, Verlag Die Werkstatt,ISBN 3-89533- 236-4